Freilich!?

Mein Herz für einen Fremden? Jeder soll über Organspende nachdenken


Eine junge Frau füllt am 18.02.2005 in Frankfurt/Main einen Organspenderausweis aus. Warten auf ein Organ - für Tausende Patienten ist es ein Todesurteil. (Foto: dpa)

Eine junge Frau füllt am 18.02.2005 in Frankfurt/Main einen Organspenderausweis aus. Warten auf ein Organ - für Tausende Patienten ist es ein Todesurteil. (Foto: dpa)

Von Redaktion idowa

Berlin. (dpa) "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so lange leben werde." Es ist ein beeindruckender Satz, den Peter Möller da sagt. Er ist 67 Jahre alt. Als der Mann Anfang 40 war, dachte er, er würde bald sterben. Vielleicht, glaubte er damals, hätte er noch ein bis zwei Jahre. Möllers Herz war sehr krank, unheilbar.

Doch dann kam alles anders. Möller bekam ein neues Herz, gespendet von einer Frau, die gestorben war. In einer aufwendigen Operation pflanzten Ärzte Möller das Organ ein. Es rettete sein Leben. Möller ist der Spenderin sehr dankbar. Vor allem an seinem Geburtstag denkt er immer an sie - seit inzwischen 25 Jahren.

So wie Peter Möller vor vielen Jahren geht es in Deutschland etwa 12 000 Menschen: Sie sind so krank, dass sie ein neues Organ brauchen. Nicht alle benötigen ein Herz. Manche brauchen zum Beispiel eine Niere, eine Leber oder eine neue Lunge. Ihre Namen stehen auf einer langen Warteliste. Nicht für alle kommt das gesuchte Organ rechtzeitig, jeden Tag sterben drei der Wartenden.

Einen Spender zu finden, ist schwierig. Denn dazu muss ein anderer Mensch seine Organe hergeben. Bei einer Niere geht das manchmal. Jeder Mensch hat zwei. Und wer gesund ist, der kann eine Niere spenden - und mit nur einer weiterleben.

Aber andere Organe können nur von Toten entnommen werden. Ob jemand das machen lässt, muss er eigentlich selbst vor seinem Tod entscheiden. Am besten ist es, wenn er das aufschreibt, zum Beispiel in einem Organspende-Ausweis. Sonst müssen Ärzte die Verwandten fragen - in Situationen, in denen einer ihrer Liebsten im Sterben liegt und sie meist völlig überfordert sind. Das ist für alle Beteiligten schwierig und nicht immer wissen die Verwandten, was der Sterbende selbst gewollt hätte.

Denn nur 25 von 100 Leuten in Deutschland besitzen einen Organspende-Ausweis. Auf eine Million Deutsche kommen nur knapp 15 Spender. Dabei sagen eigentlich 75 von 100 Deutschen: "Ja, ich würde nach meinem Tod Organe spenden." Aber sie halten es nirgendwo schriftlich fest.

Ein neues Gesetz, das Ende Mai verabschiedet wurde, soll mehr Menschen dazu bringen, richtig über die Organspende nachzudenken - und vielleicht auch einen Ausweis auszufüllen. Dafür soll bald jeder Deutsche über 16 Jahren Post von der Krankenkasse bekommen. Regelmäßig landen dann Informationen über die Organspende und ein Organspende-Ausweis im Briefkasten. Darin kann man ankreuzen, ob man nach seinem Tod spenden will oder nicht. Fachleute hoffen, dass sich so mehr Leute zur Organspende bereiterklären.

Auch Stars wie der Schauspieler Jürgen Vogel oder der Sänger Justin Bieber setzen sich für Organspende ein. Torsten Scholz von der Band Beatsteaks betont, es sei völlig in Ordnung, sich dagegen auszusprechen. Wichtig sei nur die Entscheidung.

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Eine Mitarbeiterin der Deutschen Stiftung für Organtransplantation in Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) hält am 18.02.2005 in einem Büro der Organisation eine spezielle Kühlbox für Spenderorgane vor das Bild eines Chirurgen. (Foto: dpa)

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Schauspieler Jürgen Vogel präsentiert auf der Party "Ein Club voller Helden" am 17.05.2012 in Berlin einen Organspendeausweis. (Foto: Jörg Carstensen)