Kaum kommt der Wagen zum Stehen, schon reißen Michael Blaim (15) sowie sein gleichaltriger Kumpel Moritz Lehner die Türen des noch rollenden Fahrzeuges auf. "Schnell, damit wir uns die besten Plätze aussuchen können", hetzt Moritz seinen Freund. Kaum eine Minute später sind beide Jungfischer schon am Ufer eines kleinen Flusses. Ein Wett-Fischen in der Laaber, organisiert vom Bezirksfischereiverein Straubing e.V., ist heute angesagt. Während "normale" Menschen am Sonntag ausschlafen, sind zwei Dutzend Jugendliche schon längst raus aus den Federn. Bereits um neun Uhr morgens bei gerade mal fünf Grad Celsius können sie es kaum erwarten, endlich loszulegen.

Der frühe Angler fängt den Fisch

Blitzschnell werden sämtliche Angelrouten für den großen Fang vorbereitet. Mit den Schneidezähnen beißt Moritz die Fangschnur und macht einen Hacken dran, auf den schließlich ein fetter Regenwurm aufgespießt wird. Auch Michaels Angelroute ist so weit einsatzbereit. Nur der Köder am Hacken fehlt noch. Aber auch das ist kein Problem. Aus seiner Tasche zieht er eine große Dose, öffnet sie und nimmt ohne Gemütsbewegungen eine Handvoll Maden raus. Ein Anblick für Menschen mit schwachen Nerven ist dies sicher nicht!

Made gut, alles gut!
Und als ob das Reinschmeißen der Maden ins Wasser als Lockmittel nicht schlimm genug wäre, sucht er sechs von diesen unappetitlichen Viechern aus, um sie auf den Hacken zu stechen. Ein Stoß und die Raupen landen im eiskalten Wasser. Jetzt sieht man nur noch zwei sich hin und her bewegende Posen im Wasser und zwei Augenpaare, die den Posen ununterbrochen folgen. "Der Anbiss ist am spannendsten", erzählt Moritz und starrt die rote Pose aufmerksam an.

Turnschuhe statt Gummistiefel
Eine halbe Stunde später hat sich nahezu nichts geändert. Nur, dass Moritz und Michael "ihren besten Platz" schon mehrmals gewechselt hatten. Und das Spannendste am Angeln, der Anbiss, lässt immer noch auf sich warten. Frustriert? "Nö, überhaupt nicht", sagt Michael und wechselt wieder den Standort. Hier sei das Wasser zu unruhig, da wiederum zu still. "Und kalt ist es auch", brummt er. Bekanntlich gibt es aber kein schlechtes Wetter, nur falsche Bekleidung. Beide Burschen, die schon seit acht Jahren leidenschaftlich angeln, sollten eigentlich wissen, was ein Fischer anziehen sollte. Anstatt Gummistiefeln tragen sie Turnschuhe, die kurz nach dem Aussteigen aus dem Auto patschnass sind. "So geht man zum Sportplatz und nicht angeln", muss auch Peter Mittermeier, der erste Vorsitzende des Bezirksfischereivereins, die Jungfischer belehren.

Tee zum Aufwärmen
Unbeeindruckt von zwei schneeweißen Schwänen starrt Christian Karl (15) auf die Stelle im Wasser, wo sein Köder versank. Sein Vater Ludwig (47) steht neben ihm und genießt ein Schlückchen heißen Tee aus der Thermokanne. Bald legt Christian eine kurze Pause ein. Bis jetzt hat er keinen Fisch gefangen. Also abwarten und Tee trinken!

"Petri Dank!"
Ein allzu glückliches Gesicht machen auch alle anderen nicht. "Auf gehts", ruft daraufhin Mittermeier alle Jungfischer auf, einige Kilometer weiter zu ziehen. Minuten später wird diese Entscheidung belohnt. Mike Holzer (10), der nur zum zweiten Mal mit dabei ist, kann seine Angelroute kaum halten. Eine Forelle hat angebissen. Vor lauter Aufregung will er die Angelroute sogar loslassen, um ein Netz zu holen. Er habe Angst, dass die Schnur reißt und der Fisch weg ist. Mittermeier eilt dem aufgelösten Jungen zur Hilfe. Als die fast 40 Zentimeter lange Forelle sicher im Netz tobt, kann Mike es kaum glauben. "Was sagt man jetzt?", fragt Mittermeier den Jungen. "Danke", sagt der zehnjährige höflich und bekommt zu hören, dass diese Antwort falsch sei. "Petri Dank" wäre richtig gewesen! Mike will sich das unbedingt merken. Und fleißig weiter angeln, denn bis zum Schluss des Wettstreits bleibt nur noch eine Stunde. Während die jüngsten Teilnehmer wie Mike und Felix Bindl (11) die Hoffnung nicht aufgeben und weiter jagen, legen die "alten Hasen" Moritz und Michael ihre Angelrouten zusammen. "Einfach nur Pech", kommentiert Moritz den heutigen Tag. Von wegen! Bald fängt auch Adrian Szczepanik (14) eine Forelle. Damit es ein richtiges Abendessen für die Familie wird, bemüht er sich, noch einen Fisch zu fangen. Aber ohne Ergebnis.

Glückliche Sieger
Um zwölf Uhr ist Schluss. Die gefangenen Fische werden gemessen, um die Sieger zu ermitteln. Als hätten sie den Erfolg des Sohnemannes Mike geahnt, kommen pünktlich zur Ehrung seine Eltern an. "Ich bin so stolz auf ihn. Außerdem ist das Angeln besser als fernzusehen", schwärmt seine Mutter. Auch Mike selbst ist total außer sich, als er hört, heutiger Gewinner zu sein. Wenn das kein Anfängerglück ist! Moritz und Michael nehmen es gelassen. Morgen nach der Schule gehen sie wieder angeln.