Filmtipp

Ruhig, Schwarzer!


Ab 16 Jahren darf man "Django Unchained" mit Christoph Waltz als Dr. King Schultz (links) und Jamie Foxx als Django in den Kinos sehen. (Foto: Sony Pictures)

Ab 16 Jahren darf man "Django Unchained" mit Christoph Waltz als Dr. King Schultz (links) und Jamie Foxx als Django in den Kinos sehen. (Foto: Sony Pictures)

Von Simon Forster

Ein sehr verdutzter Amerikaner schaut entsetzt und ungläubig, als vor seiner Nase ein Weißer und ein Schwarzer auf einem Pferd vorbeireiten. Und es bleibt nicht die einzige Szene, in der im Wild-West-Movie "Django Unchained" Bezug auf Schwarzendiskriminierung und Rassismus genommen wird. Quentin Tarantinos neuer Streifen hat Kultpotenzial.

Der Film spielt 1858, wo Sklavenhandel zum Tagesgeschäft gehört: Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist ein deutscher Kopfgeldjäger und auf der Suche nach den Brittle-Brüdern, auf die "tot oder lebendig" eine Belohnung ausgesetzt ist. Um sie zu finden, befreit er den schwarzen Sklaven Django (Jamie Foxx), der ihm behilflich sein soll. Django ist ein stählerner Kerl, der in seiner Vergangenheit viel Leid und Tyrannei seitens der Weißen ertragen musste. Sein ganzer Rücken ist überzogen mit Peitschennarben und auf seine rechte Backe wurde ein "r" für "runaway" eingebrannt.

Gemeinsam mit Schultz, der sich stets gewählt ausdrückt, aber für Geld Menschen tötet, zieht er los und sucht neben den Brittle-Brüdern vor allem nach seiner Frau Broomhilda von Shaft (Kerry Washington). Diese wurde gewaltvoll von ihm getrennt und ist nun im Besitz des Plantagenherrn Calvin J. Candie (Leonardo DiCaprio).

"Django Unchained" thematisiert eine unbequeme, schwierige Zeit, in der zwischen Weißen und Schwarzen klare Verhältnisse herrschen: "Nigger", wie sie im Film nur allzu häufig genannt werden, sind wertlos und zu blindem Gehorsam verpflichtet. Mit seinem Helden "Django" schafft Tarantino den krassen Gegenpol dazu - den "einen Nigger unter Tausend", der durch Schultz freigekauft wird und die Unterdrückung durch Weiße nicht länger hinnimmt.

Jamie Foxx, ob im ulkigen, blauen Rüschenkostüm oder im toughen Western-Dress, ist der perfekte Mann für diese Rolle. Er ist cool und hat zugleich Stil. Die interessanteste Figur spielt jedoch Christoph Waltz. Seine Interpretation des brillant sarkastischen Dr. King Schultz ist oscarverdächtig, so vergleicht er die Rettung von Broomhilda mit der deutschen Nibelungensage. Leonardo DiCaprio, als bizarrer Herrscher über das Candie-Land, ergötzt sich ebenso charismatisch wie abscheulich an Mandingo-Kämpfen und hat ein Faible für Caesar, Cleopatra und Co.

Ist die erste Stunde des Films sagenhaft, flacht er mit der Einführung der Candie-Ranch ein wenig ab, da sich Regisseur und Drehbuchautor Tarantino hier zu lange mit detailverliebten Dialogen aufhält. Nichtsdestotrotz wird am Schluss Tarantino-typisch die Sau aus dem Stall gelassen, es fließt sehr viel Blut und das zeigt auf überzogene Weise, wie sinnlos eine Rassentrennung eigentlich ist. Zudem nimmt "Django Unchained" bekannte Western-Attidüden herrlich skurril aufs Kreuz und offenbart viele Momente, die eigentlich nicht ins Genre passen, aber bei einem Tarantino-Kunstwerk trotzdem nicht fehl am Platz erscheinen. Es gibt wohl sonst keinen Westernfilm, der mit Hip-Hop-Musik punktet.

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(Foto: Sony Pictures)

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Django (Jamie Foxx) begibt sich im Film "Django Unchained" auf die Suche nach seiner Frau. (Foto: Sony Pictures)