Ein Blick in die Geschichte

Tragisches Zugunglück vor 61 Jahren: Sechs Tote


1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.

1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.

Von Monika Müller

Auf eingleisiger Strecke knallten 1954 zwei Güterzüge gegeneinander - sechs Tote.

Eingleisige Bahnstrecken, die von Zügen in beide Richtungen befahren werden, bergen immer schon ein gewisses Gefahrenpotential. Obwohl heutzutage die technischen Einrichtungen soweit entwickelt wurden, dass Unglücksfälle auf diesen Bahnstrecken eher ausgeschlossen sind, bewies das jüngste Zugunglück im oberbayerischen Bad Aibling, dass nichts unmöglich und leider alles möglich ist.

Auch wenn es schon 61 Jahre her ist, dass auf der Bahnstrecke Landshut-Plattling zwischen Wallersdorf und Landau am 20. Dezember 1954 ein schweres Zugunglück mit sechs Toten passiert ist, so lässt das Unglück am Faschingsdienstag bei Bad Aibling die Erinnerung daran wieder wach werden.

Ein verhängnisvoller Irrtum

Damals waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Als dieser Irrtum erkannt wurde, war es nicht mehr möglich, das Zugunglück zu verhindern, weil damals die Kommunikationsmöglichkeiten mit den Zugführern noch nicht möglich waren wie heute. So blieb den Verantwortlichen am Bahnhof Landau nichts anderes übrig als Feuerwehren, Rotes Kreuz und Polizei auf das bevorstehende Zugunglück hin zu alarmieren. Begonnen hatte das damalige Drama am Montag, den 20. Dezember 1954, um 19 Uhr. Der Bahnbetriebsassistentenanwärter am Bahnhof Landau nahm von einem 55-jährigen Bundesbahngehilfen am Bahnhof Wallersdorf gerade die Meldung entgegen, dass der allwöchentlich um diese Zeit nach München fahrende Viehtransportzug unterwegs war. Der junge Mann, der gerade mal seit drei Tagen bei der Fahrdienstleitung in Landau tätig gewesen war, sollte nun dem Stellwerk signalisieren, dass die Einfahrt zum Landauer Bahnhof freigegeben werden solle. Er betätigte aber die falschen Hebel, so dass ein in Landau stehender und in Richtung Plattling abfahrtbereiter Schotterleerzug losfuhr. Sekunden später bemerkte der 18-Jährige seinen Fehler und meldete in hellem Entsetzen seinem 39-jährigem Vorgesetzen "Ein Unglück geschieht !". Während dieser sofort die Rettungskräfte alarmierte, rasten unterdessen beide Güterzüge mit einer Geschwindigkeit von jeweils etwa 60 km/h aufeinander zu und prallten beim Kilometerstein 49 300 frontal zusammen, wie es in den Presseberichten von damals hieß.

Sechs Tote

Die Auswirkungen des Zusammenstoßes waren verheerend. Der Tender des in Richtung Plattling fahrenden Schotterzuges mit drei Besatzungsmitgliedern vom BW Plattling und der Lokomotive 56 565 stellte sich senkrecht auf. Die aus dem Tender herausrutschenden Kohlenmassen erdrückten den Lokführer und den Heizer. Der Zugführer hatte noch im Augenblick des Zusammenpralls versucht abzuspringen. Sein Bein wurde jedoch in den sich ineinanderschiebenden Eisenteilen eingeklemmt und völlig zerquetscht. Es musste ihm noch vor Ort amputiert werden, bevor der Zugführer ins Krankenhaus nach Plattling gebracht wurde. Er hatte als einziger Beteiligter das Unglück überlebt.

Ums Leben kamen auch die vier Besatzungsmitglieder des Viehtransportzuges vom BW Landshut. Der Lokführer und der Heizer wurden auf dem Führerstand der Lokomotive 38 2668 erdrückt. Der Packwagen hatte sich weit unter den Tender geschoben. Die in diesem Wagen mitfahrenden beiden Zugschaffner wurden bei dem Aufprall getötet und verbrannten in dem Packwagen, nachdem dieser vermutlich durch einen umgestürzten Ofen in Brand geraten war. Mehrere Waggons waren aus den Schienen gesprungen und zertrümmert worden. In den Waggons des Viehtransportzuges brüllten die mitgeführten Kühe und Schweine, von denen aber nur fünf Stück vor Ort notgeschlachtet werden mussten. Der Rest blieb unversehrt.

Komplizierte Bergung

Zwei Stunden nach dem Zusammenstoß trafen zwei Hilfszüge aus Richtung Plattling und Landshut an der Unfallstelle ein. Die Bergung der beiden von den Kohlenmassen Verschütteten gestaltete sich schwierig, ebenso die des schwer verletzten Zugführers auf dem Schotterzug. Er konnte erst nach drei Stunden schwerverletzt aus seiner misslichen Lage befreit werden. Während die beiden verkohlten Leichen noch während der Nacht aus dem ausgeglühten Packwagen geborgen werden konnten, gelang es erst im Laufe des Dienstag den toten Lokführer und Heizer aus den Trümmern der Lokomotive des Viehtransporters herauszuschweißen.

Über Vorwurf der Mitschuld der Lokführer empört

Wie es in den Pressemeldungen hieß, erschien es den Sachverständigen unverständlich, warum die Züge ungebremst und mit derartiger Wucht aufeinander prallten, obwohl ihrer Meinung nach die Unglücksstelle zwischen Wallersdorf und Landau auf sechs Kilometer fast völlig gerade ist und zum Unglückszeitpunkt gute Sicht herrschte. Die Darstellung der Sachverständigen schlug aber bei Vertretern der Gewerkschaft der Lokführer hohe Wellen der Empörung, weil dadurch die getöteten Lokführer mit dem Vorwurf der fahrlässigen Mitschuld belastet worden waren. Die Gewerkschafter behaupteten dagegen, dass die Sichtweite an der Unfallstelle lediglich 400 Meter betrage und, eine Reaktions- und Schreckzeit eingerechnet, den beiden Lokführern kaum noch Zeit blieb eine erfolgreiche Abbremsung durchzuführen. Außerdem hätte es Bremsspuren auf der Gleisanlage gegeben, so die Gewerkschafter.

200.000 Mark Sachschaden

Der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Plattling und Landshut konnte, nachdem auch die beschädigten Gleise ausgebessert waren, bereits am Dienstagabend, also nach 24 Stunden, wieder aufgenommen werden. Den gesamten Sachschaden bei dem Zugunglück bezifferte die Deutsche Bundesbahn damals auf etwa 200.000 Mark.

Von der Staatsanwaltschaft angeklagt

Im Juli 1955 gab die Staatsanwaltschaft nach dem Abschluss der Ermittlungen bekannt, dass der nun 19-jährige Bahnbetriebsassistent und der 55-jährigen Bundesbahngehilfe wegen fahrlässiger Eisenbahntransportgefährdung sowie der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung angeklagt werden. Das Verfahren gegen den 39-jährigen Landauer Fahrdienstleiter, ohne dessen Aufsicht der 18-Jährige nichts hätte unternehmen dürfen, wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

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1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.

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1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.

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1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.

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1954 waren zwei Güterzüge zwischen Landau und Wallersdorf frontal aufeinander geknallt, weil einem 18-jährigen Bahnbetriebsassistentenanwärter in der Fahrdienstleitung am Bahnhof Landau bei der Bedienung der Signalhebel ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen war. Sechs Menschen kamen um's Leben.