Dingolfing

Darum stand der Chef der Bayern-FDP am Aschermittwoch mutterseelenallein in Dingolfing


Kein Politischer Aschermittwoch und doch kam Duin nach Dingolfing.

Kein Politischer Aschermittwoch und doch kam Duin nach Dingolfing.

Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments Alexander Graf Lambsdorff, die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und eben Albert Duin. Sie waren als Redner auf dem Politischen Aschermittwoch der FDP in der Dingolfinger Stadthalle als Redner vorgesehen. Gekommen ist nur einer. Und der stand nicht am Rednerpult vor mehreren Hundert Besuchern in der Stadthalle, sondern einsam vor dem Dingolfinger Kulturtempel, gewandet nicht in feinen Zwirn, sondern in lockere Freizeitkleidung.

Die Gründe für den etwas anderen Abstecher in die BMW-Stadt sind bekannt: Aus Respekt vor den Opfern des Zugunglücks in Bad Aibling haben alle Parteien ihre Aschermitwochs-Veranstaltungen abgesagt. Der Chef der Bayern-FDP hatte am Dienstagabend gesagt, er werde dennoch nach Dingolfing kommen. Wenn dort Interessierte warteten, die von der Absage nichts mitbekommen hätten, werde er sie zu einer Brotzeit einladen und gemeinsam um die Opfer des Zugunglücks trauern. Doch die FDP-Anhänger scheinen gut informiert. Die Absage war durchgedrungen. Keiner der an der Eingangstür zur Stadthalle rüttelte und von Duin erst aufgeklärt werden musste.

Der FDP-Mann hatte am Mittwoch noch zwei weitere Termine. Einen in Nürnberg und einen in Erfurt. Der erste war privater, der zweite politischer Natur. Rechnet man Dingolfing hinzu, dann entspricht die Gleichung ziemlich exakt seiner Lebenseinteilung. "70 Prozent Politik und 30 Prozent Beruf". Der Landesvorsitzende wohnt mit Familie in München und leitet ein mittelständisches technisches Unternehmen mit rund hundert Mitarbeitern. Bevor der gebürtige Emdener seine eigene Firma gründete, war er viele Jahre als Angestellter tätig. "Ich kenne daher beide Seiten ganz gut. Die Arbeitnehmer- und die Arbeitgeberseite." Beide Parteien könnten ganz gut einen Interessenausgleich finden, ohne dass sich der Staat einmischen müsse.

Bereits zweimal trat Duin als Aschermittwochsredner in Dingolfing auf und stellte dabei unter Beweis, dass er auch dieses Handwerk beherrscht. Kostprobe: Wenn ein amerikanischer und ein deutscher Start-up-Unternehmer wetten, wessen Unternehmen zuerst 20 Mitarbeiter beschäftige, laufe das folgendermaßen ab: Nach einem halben Jahr ruft der Amerikaner an und sagt: "Noch zehn Tage, dann haben wir's geschafft" Und was antwortet der Deutsche? "Noch zehn Formulare, dann können wir anfangen." Bürokratieabbau; Freiraum für Ideen schaffen und eine Gründerkultur fördern. Das sind Themen, die sich der FDP-Landesvorsitzende auf die Fahnen geschrieben hat.

Wäre die Aschmittwochsveranstaltung nicht gestrichen worden, hätte die FDP in Dingolfing ein kleines Jubiläum feiern können. Es wäre das fünfte Politik-Spektakel in der Kreisstadt im Herzen Niederbayerns gewesen. Ende 2011 fiel die Entscheidung, die Traditionsveranstaltung von der Donau an die Isar zu verlegen. Dingolfing löste Straubing als Veranstaltungsort ab.