Der Jahn-Gegner im Interview

Felix Kroos


"Zuhause muss es einfach unser Anspruch sein, jeden Gegner zu schlagen", sagt Union-Kapitän Felix Kroos vor dem Spiel gegen den Jahn.

"Zuhause muss es einfach unser Anspruch sein, jeden Gegner zu schlagen", sagt Union-Kapitän Felix Kroos vor dem Spiel gegen den Jahn.

Wenn der SSV Jahn Regensburg am Samstag zu Gast bei Union Berlin ist, dann spielt Abstiegskandidat Regensburg gegen Aufstiegskandidat Berlin - wenn es um die Experteneinschätzungen vor der Saison geht. Tatsächlich sind die Rollen aber ein wenig vertauscht. Der Jahn ist als Tabellenvierter zu Gast beim Tabellenachten Union Berlin. Die "Eisernen" hinken aktuell ihren eigenen Ansprüchen hinterher und konnten aus den vergangenen zehn Spielen nur neun Punkte holen. Im Interview mit unserer Zeitung spricht Union-Kapitän Felix Kroos (27) über die aktuelle Situation bei den Hauptstädtern, über die Stimmung in der Mannschaft und das bevorstehende Spiel gegen den Jahn.

Herr Kroos, bei Union Berlin läuft es derzeit nicht nach Plan. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Felix Kroos: Die ist für uns natürlich nicht zufriedenstellend. Wir haben andere Ansprüche und haben uns von dieser Saison deutlich mehr erwartet. Uns war klar, dass die Liga ausgeglichen ist und dass alles sehr eng ist. Dennoch wollten wir mehr Punkte haben und auch besser spielen. Trotzdem bringt es nichts, jetzt lange zurückzuschauen. Wir müssen positiv bleiben und die nächsten Aufgaben angehen.

Es sind aktuell sechs Punkte Abstand zu Platz drei, aber nur fünf auf Rang 16 - Chance oder Risiko für Sie?
Kroos: Wir müssen uns unserer Lage bewusst sein und einfach Punkte holen, damit wir ein sicheres Polster nach unten haben. Davor dürfen wir noch keinen Gedanken nach oben verschwenden. Wir müssen schnell punkten, sonst wird die Situation gefährlich und du rutscht weiter nach unten. Erst einmal ist es wichtig, dass wir Ruhe nach unten haben, dann können wir eventuell wieder in andere Regionen schauen. Aber das darf auf keinen Fall unser erster Gedanke sein.

Wie erklären Sie sich die Ausgeglichenheit in der Liga?
Kroos: Das ist wirklich schwer zu erklären. Jede Mannschaft in dieser Liga kann gut verteidigen und geschlossen auftreten. Dadurch kann jeder jeden schlagen. Das zeigt sich in der Tabelle: es geht schnell nach oben, aber auch sehr schnell nach unten. Es gibt keine Mannschaft, die vorne wegmarschiert und keine, die abfällt. Warum es speziell heuer so eng ist, das ist aber schwierig zu sagen.

Zurück zu Ihrer Mannschaft: Vergangene Saison standen Sie nach 26 Spielen mit 50 Punkten auf Rang drei. Woran machen Sie es fest, dass es diese Saison nicht so läuft?
Kroos: Wir bringen unsere Qualität nicht konstant auf den Platz, das müssen wir uns ganz klar vorwerfen lassen. Wir schaffen es nicht immer, unsere beste Leistung abzurufen. Deshalb werden wir bislang unserem Anspruch nicht gerecht. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das wieder besser hinbekommen und mehr Punkte holen. Es ist immer schön, von Qualität zu reden, aber jetzt müssen wir sie auch auf dem Platz zeigen.

Es gab in dieser Saison bereits einen Trainerwechsel. Als Jens Keller ging, stand die Mannschaft auf Rang vier, danach holte sie in zehn Spielen nur noch neun Punkte. Wie bewerten Sie den Trainerwechsel rückblickend?
Kroos: Es wurde viel geschrieben und gesagt über den Trainerwechsel. Wir haben für uns vereinbart, dass wir nicht mehr darüber reden. Es bringt ja nichts, zurückzublicken. Für uns geht es jetzt darum, den Fokus auf die nächsten Spiele zu richten, da alles zu investieren und zu punkten. André Hofschneider macht eine sehr gute Arbeit.

Warum spiegelt sich diese Arbeit in den Ergebnissen noch nicht wider?
Kroos: Es ist immer schwer, während einer Saison einen Systemwechsel zu machen. Dafür braucht man eigentlich Zeit. Zeit, die wir aktuell nicht haben. Wir wollen unsere spielerische Qualität auf den Platz bringen, das passt gut zu unserer Mannschaft. Leider spiegelt sich das in den Spielen und den Ergebnissen noch nicht wider.

Wie frustrierend ist das?
Kroos: Es ist natürlich immer frustrierend, wenn man die ganze Woche hart arbeitet und dann am Wochenende die Ergebnisse nicht stimmen, keine Frage.

Gewähren Sie uns einen Einblick in die Mannschaft. Was macht eine solche Situation mit dem Team?
Kroos: An der Stimmung hat sich gar nichts verändert, die ist nach wie vor positiv. Wir haben viele gute Charaktere in der Mannschaft. Ich habe eher das Gefühl, dass es in dieser Situation noch mehr wird, dass die Mannschaft noch näher zusammenrückt. Ich glaube nicht, dass unser Gefüge auseinanderbricht, eher im Gegenteil. Deshalb bin ich auch weiter optimistisch.

Versuchen Sie als Kapitän, etwas anders zu machen als sonst?
Kroos: Nein. Wir haben einige Spieler mit großer Erfahrung in der Mannschaft, da bin ich nicht alleine. Es ist ohnehin jeder gefordert, da brauche ich nichts Besonderes zu machen.

Nun kommt Jahn Regensburg an die Alte Försterei. Was erwarten Sie?
Kroos: Ganz klar: Zuhause muss es einfach unser Anspruch sein, jeden Gegner zu schlagen. Das ist auch unser klares Ziel für Samstag. Es zählen nur die drei Punkte, da muss es auch nicht zwingend schön aussehen.

Das Hinspiel konnten Sie mit 2:0 gewinnen...
Kroos: ...aber auch da war der Jahn nicht chancenlos. Das Spiel hätte durchaus auch kippen können. Deshalb sind wir schon gewarnt. Der Jahn wird wieder mit viel Tempo kommen. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen und am Limit spielen, dann sollten wir in der Lage sein, dieses Spiel für uns zu entscheiden.