"Da ist ein Stück von uns weggebrochen"

Nach dem Unfalltod von Anton Högl: Landshuts Musikszene und Polizei in Schockstarre


Polizist, Gitarrist, Freund: Anton Högl mit seiner Fender Stratocaster.

Polizist, Gitarrist, Freund: Anton Högl mit seiner Fender Stratocaster.

In der Stadt hat der Tod von Anton Högl (57) für lähmendes Entsetzen gesorgt. Als Polizeihauptkommissar wie als Musiker war er ein Original, das Spuren hinterlassen hat. Im März feierte er sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Landshut. "In der Inspektion herrscht große Bestürzung und Trauer", sagte Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber gegenüber der Landshuter Zeitung.

Am Samstag geriet ein junger BMW-Fahrer bei Mirskofen in einer Linkskurve auf die Gegenfahrbahn und krachte in einen Porsche. Der junge Mann verletzte sich leicht. Anton Högl, der im Porsche saß, kostete die Kollision das Leben.

Lebensaufgabe: Jugendliche Intensivtäter

Högl wuchs auf einem Bauernhof in Bruckbach bei Mirskofen auf. Mit 20 ging er zur Polizei, wo er zunächst bei diversen Dienststellen im Bereich der Polizeidirektion München eingesetzt war, seit 1991 dann in der Polizeiinspektion Landshut, dort zuletzt beim Ermittlungsdienst. Der Bereich der jugendlichen Intensivtäter, überwiegend im Stadtbereich, war nicht nur Schwerpunkt seiner Arbeit, er betrachtete es auch als seine Lebensaufgabe. "Die hohe Aufklärungsquote, aber auch der Rückgang der Fallzahlen in diesem Bereich waren mitunter ihm zu verdanken", sagte Scheibenzuber. Högl forcierte die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Jugendämtern, Staatsanwaltschaft und Gericht. "Dieser enge Schulterschluss", so Scheibenzuber, "war sein Verdienst." Mit ihm habe man nun "nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen Freund verloren, der immer für uns da war". Der die eigenen Interessen hintangestellt habe, um zu schauen, wie er anderen helfen könne. "Da ist ein Stück von uns weggebrochen, das nicht zu ersetzen ist."

Wo der "Boxa" war, war immer gute Laune



Högls menschliche Qualitäten sind es auch, die Fred Schachtl sofort anspricht. Schachtl spielte zusammen mit Högl, der von seinen Freunden nur "Boxa" genannt wurde, in der Partyband "Pegasus". Den Spitznamen hatte er seit seiner Kindheit. Schlicht und einfach aufgrund seines robusten Wesens. "Ich erinnere mich an so viele Situationen", sagt Schachtl, "wo ein junger Mann an die Bühne kam und sagte: Servus Boxa, weißt Du noch, vor zwei Jahren hast mich eingesperrt! Und da war kein Groll dabei. Die sind alle freundschaftlich auf ihn zugegangen." Schachtl hat Anton Högl 2001 kennengelernt, zwei Jahre zuvor war "Pegasus" aus der Beatles-Coverband "Yesterdays" entstanden, mit der Högl regelmäßiger Gast im "Alabama" in Mirskofen war. "Ich war zunächst sehr erstaunt, wie jemand oft forsch mit den Leuten umgeht und dafür auch noch Sympathie erntet", sagt Schachtl. "Aber seine lockere Art wurde ihm nie übelgenommen. Er hat es immer geschafft, die Leute auf seine Seite zu ziehen." Wie Scheibenzuber betont auch Schachtl die Hilfsbereitschaft Högls: "Man konnte alles von ihm haben. Sei es, sich eine Gitarre auszuleihen oder auch, seinen geliebten Porsche zu fahren." Sein Unfalltod sei unfassbar, sagt Schachtl. "Er war kein Raser, fuhr immer sehr besonnen. Aber er liebte seinen Porsche und er liebte es, mit offenem Verdeck zu fahren."

"Er hinterlässt eine große Lücke"

Sascha Jakob, Urgestein der Landshuter Band-Szene und seit 2009 Popularmusikbeauftragter des Bezirks Niederbayern, erfuhr am Montag vom Tod Anton Högls. "Ihn so jäh aus dem Leben gerissen zu sehen, geht mir ordentlich an die Nieren." Egal ob ihm Högl in Uniform oder mit der Gitarre in der Hand begegnet sei - "wenn man den Boxa getroffen hat, war immer gute Laune". In der Landshuter Musikszene sei er jemand gewesen, der als Etablierter immer ein "wohlwollendes Auge" auf den Nachwuchs geworfen habe: "Er hat uns Nachwuchsmusikern damals immer Mut gemacht und ist uns mit Respekt begegnet. Das war sehr fair. Er hinterlässt eine große Lücke."

Högls Frau Angelika und die gemeinsamen Söhne Andreas und Julien stellten der gestrigen Todesanzeige ein Zitat voran: "Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig, erzählt lieber von mir und meinen lustigen Geschichten!" Eine davon kommt von Mick Krämer, dessen Gitarrenladen Högl als leidenschaftlicher Gitarrist und Sammler regelmäßig besuchte: "Fast jedes Mal hat er bei Betreten des Ladens in Uniform den Spruch gebracht: Michl, du bist verhaftet - aber vorher brauch i no Saiten!" Und auch der Gerichtsreporterin der Landshuter Zeitung hat Högl, der damals oft Vorführdienst bei Gericht leistete, den Einstieg in die Welt der Justiz mit seinem Humor versüßt: "Es war einfach schön, wenn er mir immer dann, als die Kammer den Saal betrat, zuraunte: Geh' weida, Mauserl, jetz' hoaßt's wieda aufsteh'."