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Gutmaninger Haisl: Polizei erwartet wochenlange Ermittlungen


Eine Party im "Gutmaninger Haisl" zieht derzeit aufwendige polizeiliche Ermittlungen nach sich.

Eine Party im "Gutmaninger Haisl" zieht derzeit aufwendige polizeiliche Ermittlungen nach sich.

"Jugend lässt sich nicht verbieten! Nehmt uns Kindern doch nicht alles weg!" Geradezu flehentlich klingen manche Kommentatoren, die die Online-Petition unterzeichnet haben. 232 Unterstützer finden sich mittlerweile auf der Homepage der Kampagne mit dem klingenden Namen "Erhalt des Jugendtreffs in Gutmaning und dem Rest Bayerns".

Die Jugendlichen treibt die Sorge um, dass die Behörden ihnen nach der Riesenparty vor einer Woche den Treffpunkt abreißen lassen. Doch noch sind die Folgen völlig offen: "Wir beginnen jetzt mit den Vernehmungen", berichtet der Chamer Polizeichef, Alfons Windmaißer. Die polizeilichen Vorermittlungen wiederum sind Grundlage für die Reaktion des Landratsamtes.

Als im August 2015 Stadt und Landratsamt den Jugendlichen ihren Segen gaben, ein Holzhaus am Ortsrand zu errichten, gingen die Amtsvertreter von einem kleinen Dorftreffpunkt aus. "Ich habe Verständnis, wenn Jugendliche das Bedürfnis nach einem Treffpunkt außerhalb von Gaststätten haben. Auch in meiner eigenen Jugend auf dem Dorf gab es so etwas", begründet Bürgermeisterin Karin Bucher ihre anfängliche Unterstützung für die Gutmaninger Jugendlichen. Landrat Franz Löffler hatte einen ähnlichen Beweggrund. Auch er kennt aus Jugendtagen solche unbeobachteten Fleckchen: Erst baute er gemeinsam mit Freunden ein Baumhaus, später schufen sie sich einen Raum als Treffpunkt. "Ich kann die Jugendlichen verstehen. Daher habe ich auch geholfen, soweit es nur ging, und ihnen eine goldene Brücke gebaut."

Doch kaum war das "Haisl" in Gutmaning eröffnet, bekam das gute Dutzend Bauherrn enormen Zulauf. Bis zum Höhepunkt am 18. Juni: Anlieger riefen die Polizei, weil ihnen der Partylärm zu groß geworden war. Als die Beamten eintrafen, war eine riesige Fete im Gange. 300 Partygäste notierte die Polizei später in ihren Akten. "Maximal 100 Gäste" schreiben die Jugendlichen auf diversen Foren im Internet. Was stimmt nun? "Das war natürlich eine Schätzung. Aber wenn nicht 300, dann mindestens 200 Gäste", lässt sich Windmaißer von den Jugendlichen nicht herunterhandeln. Noch dazu, da mit Eintreffen der Streifenbeamten viele Partybesucher das Weite suchten. "Vermutlich vor allem die sehr jungen Gäste."

Seine Beamten haben die ersten Zeugen jetzt vorgeladen. Nachdem kein Veranstalter bekannt ist, beginnt die Polizei mit der Vernehmung von Grundstückseigentümer und den behördlich bekannten Hüttenerbauern. "Die Vorermittlungen werden noch einige Wochen dauern", will Windmaißer nicht vorgreifen. Auch dann bekommt zunächst das Landratsamt die Ergebnisse. Adressaten dürften gleich mehrere Referate der Kreisbehörde sein, die an der Party dienstliches Interesse haben. Zum einen das Jugendamt. "Wurde Bier an Personen unter 16 Jahren sowie hochprozentiger Alkohol an Personen unter 18 Jahren ausgeschenkt, liegt ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz und damit eine Ordnungswidrigkeit vor", überlegt Pressesprecher Friedrich Schuhbauer.

Die Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung kümmert sich um den gaststättenrechtlichen Aspekt der Fete. 100, 200 oder gar 300 Gäste, die ein Armband für 15 Euro kaufen? Klingt nach gewerbsmäßiger Bewirtung. Und das wäre ohne gaststättenrechtliche Genehmigung ebenfalls eine Ordnungswidrigkeit. Bleibt noch das Bauamt, das nun prüft, ob der Bau den rechtlichen Vorgaben entspricht. Tut er aber nicht, wie eine erste Baukontrolle schon ergeben hat.

Derzeit läuft das "Haisl" weiter. "Wenn es keine Betriebserlaubnis gibt, kann auch nichts entzogen werden", betont Schuhbauer. Von der Polizei wird die Gutmaninger Jugend allerdings noch öfter Besuch bekommen. Einerseits wegen der laufenden Ermittlungen, andererseits aus eigenem Interesse: Unbesonnene Partygäste beschädigten in jener Juninacht das Polizeiauto.

Die Initiatoren der Online-Petition wissen sehr wohl, dass sie über die Stränge geschlagen haben: "Aber es war eine einzige Störung seit einem Jahr und in Zukunft werden wir sehr darauf achten, dass es die letzte war." Ihr abschließender Appell: "Helft uns, um eine bayerische Tradition nicht aussterben zu lassen, und nehmt unseren Jugendlichen nicht das Haisl weg, in dem so viel Arbeit steckt!" Für die Jugendlichen in der Region gebe es "keinen erreichbaren Ersatz".