Cham

Darum stand Brunnendorf plötzlich unter Wasser


30 Zentimeter tief standen Fahrbahn und Gehweg in Brunnendorf am Sonntagabend unter Wasser. Der Kanal war den Wassermassen nicht mehr gewachsen.

30 Zentimeter tief standen Fahrbahn und Gehweg in Brunnendorf am Sonntagabend unter Wasser. Der Kanal war den Wassermassen nicht mehr gewachsen.

Jeder Kanal ist auf 15 Minuten Dauerregen eingerichtet. Doch der Wolkenbruch, der am Sonntag kurz nach 20 Uhr über der Kreisstadt niedergeht, ist für die Kanalisation offenbar nicht mehr zu fassen. In Brunnendorf bildet sich binnen Minuten ein See, der auch in die angrenzenden Gebäude schwappt. Die Chamer Feuerwehrler haben alle Hände voll zu tun, um den Wassermassen Herr zu werden.

Mit dem gerade im Bau befindlichen Hochwasserschutz haben die jüngst überschwemmten Straßen aber nichts zu tun, versichert Alfons Lerch, Leiter der Abteilung Neubauten beim Wasserwirtschaftsamt Regensburg. Er prophezeit bei einem funktionierenden Schöpfwerk eher eine Entlastung. Doch noch sind die Pumpen beim Regenüberlaufbecken nicht in Betrieb.

Lerch: Kein Zusammenhang mit Hochwasserschutz

Sonntagabend, 20.50 Uhr: Die Feuerwehr rückt aus. Die Fahrbahnen im Bereich Brunnendorf, Bürgermeister-Zimmermann-Straße und Spitalplatz sind überflutet. Teilweise steht das Wasser 30 Zentimeter hoch auf den Straßen, die nicht mehr passierbar sind. Wie Kommandant Markus Reittinger feststellt, haben die Regenfluten zudem im Bereich der Parkstraße mehrere Kanaldeckel ausgehoben. Die Kleinalarmschleife der Feuerwehr kümmert sich um den Fall: Die Wehrmänner setzen die Kanaldeckel wieder ein, sperren Brunnendorf für den Verkehr. Nach 15 Minuten ist das Oberflächenwasser fast vollständig wieder über das Kanalnetz abgelaufen.

Zurück bleibt die Frage, wie sich das Regenwasser so schnell in Brunnendorf sammeln konnte. Anwohner wundern sich zudem, dass es diesmal Straßenzüge erwischt hat, die sonst nie unter Wasser stehen. "Bisher war bei Starkregen immer die Ecke am Parkdeck überflutet. Diesmal war es der gesamte Kreisverkehr und auch Brunnendorf", stellt ein Anlieger fest und blickt etwas argwöhnisch in Richtung der Hochwasserschutzmauer.

Doch der dort zuständige Wasserwirtschaftsamtsingenieur, Alfons Lerch, hat eine andere Vermutung: "Bei so einem starken Regenereignis kann das Wasser über die Kanalisation nicht mehr abfließen und am tiefsten Punkt sprudelt es heraus." Hinzu kommt die Nähe zur steilen Johann-Brunner-Straße. Vom Schulberg stürzt das Oberflächenwasser förmlich herunter - und sammelt sich ebenfalls an der tiefsten Stelle. Die Kanalisation ist damit binnen kürzester Zeit heillos überlastet.

Am Pumpwerk laufen die letzten Arbeiten



Einen Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Chamer Flussufer sieht Lerch hingegen nicht. "Der laufende Bau des Hochwasserschutzes hat keinen Einfluss", betont der Wasserfachmann. Umgekehrt könnten die technischen Einrichtungen am Regen bei derartigen Starkregenereignissen künftig eine Entlastung bieten. Denn unter dem Parkplatz liegt ein großes Regenüberlaufbecken. Daneben wird gerade letzte Hand an das Schöpfwerk angelegt. Sobald die Pumpen funktionsfähig sind, könnten sie bei Dauerregen helfen, die Kanäle frei zu bekommen und das überschüssige Wasser in den Fluss abzuführen.

Aber bis es soweit ist, vergehen noch Wochen. Wie Lerch erläutert, ist die Hochwasserschutzmauer entlang des Flusses komplett fertiggestellt und damit funktionstüchtig. Im Hochwasserfall könnten die Fluten also draußen gehalten werden. Was aber noch nicht funktioniert, ist die Binnenentwässerung. Dafür braucht es eben erwähntes Pumpwerk. "Das Gebäude ist fertig, es fehlen aber die Pumpen und die nötige Elektrik. Hier laufen gerade die Restarbeiten", kennt Lerch den Bauzeitplan. Wie lange diese in Anspruch nehmen werden, ist offen. Der Regensburger Wasserbauer verweist auf die komplexen technischen Zusammenhänge. "Im Laufe der nächsten Wochen werden wir die Arbeiten abschließen können", vermutet er.

Zumindest die Promenade wird fertig. Heute hat Lerch einen letzten Termin mit den Verantwortlichen der Baufirma Rädlinger. Die Bauabnahme steht an. Sollten keine größeren Abweichungen von den Planvorgaben festgestellt werden, werden Geh- und Radweg im Laufe des Nachmittags freigegeben.