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Auch der Kanal kann nicht alles schlucken


Blick unter Tage: Das Kanalsystem der Stadt Cham ist teilweise 30 Jahre und älter.

Blick unter Tage: Das Kanalsystem der Stadt Cham ist teilweise 30 Jahre und älter.

Die gute Nachricht: "Cham ist schon ziemlich weit, immerhin hat die Stadt bereits einen Kanalbestandsplan", lobt Johann Piermeier, seines Zeichens Ingenieur im Büro Brandl & Preischl, das für die Stadt Cham einen "Generalentwässerungsplan" erstellt. Am Donnerstag legt er dem Bauausschuss ein Zwischenergebniss vor. Die schlechte Nachricht folgt jedoch auf den Fuß: "In manchen Bereichen ist der Kanal unterdimensioniert", bedauert Piermeier. Das macht sich besonders bei "starken Regenereignissen" bemerkbar. Dann sind an den neuralgischen Punkten binnen Minuten die Straßen überflutet. "Die Erstellung eines Generalentwässerungsplans trifft alle Kommunen", so Piermeier. Bereits im Jahr 2010 haben das Landratsamt Cham und das Wasserwirtschaftsamt Regensburg darauf hingewiesen, dass für alle Einleitungen in öffentliche Gewässer Genehmigungen erforderlich sind, die aber nur teilweise vorliegen. Die fehlenden Genehmigungen sind zwischenzeitlich beantragt und erteilt. Die Erlaubnisdauer der Mischwassereinleitungen sind allerdings bis Ende des Jahres 2022 zeitlich beschränkt. Zu diesem Zeitpunkt läuft auch die Einleitungsgenehmigung für die Kläranlage Cham ab. Das Landratsamt verlangt bis zum 30. Juni 2021 nun also jenen Generalentwässerungsplan.

Macht Mühe, hat aber Sinn

"Darüber hinaus bringt so ein Plan aber auch einen direkten Nutzen", lobt Piermeier, der mit der Erstellung betraut ist. "Er liefert einen Überblick über das Kanalnetz und seine Schwachstellen." Immerhin handelt es sich um 177 Kilometer lange Rohrsysteme, "und das sind nur die Hauptkanäle", die unter der Erde schlummern und Jahr für Jahr ihren Dienst tun. "Wir reden hier auch von 80 bis 100 Millionen Euro an Wert, die im Boden verbuddelt sind", ruft Piermeier dem Ausschuss ins Gedächtnis. Das Ingenieurbüro Brandl & Preischl hat zwischenzeitlich bereits Loibling, Stadellohe und Janahof "hydraulisch berechnet", so Piermeier. Das bedeutet, die Ingenieure simulieren Regen und "berechnen dann, was passiert". Die Bilanz für die drei Stadtteile fällt nüchtern aus. "Die Kanäle dort sind ausgelastet", bilanziert Piermeier. Sprich, es braucht nicht viel, dann sprudelt das Wasser aus den Kanaldeckeln wieder hoch. Ein Video - aus der Katzbacher Straße - beweist, wie schnell es gehen kann. Doch das Ingenieurbüro bilanziert nicht nur nüchtern die Lage, sondern bietet konkrete Hilfe an.

Raffiniertere Lösungen

"Es gibt raffiniertere und kostengünstigere Lösungen als das komplette System zu erweitern", verspricht Piermeier. Ein ganz elementarer Punkt sei hierbei eine "Rückhaltung auf Privatgrundstücken". Eine Zisterne mit zehn Kubikmetern könne helfen, eine Wolkenbruch abzufangen oder zumindest die Wassermassen verzögert an den Kanal zu geben - und der Besitzer habe davon Brauchwasser für den Garten beispielsweise. Zisternen können helfen "Bei Neubaugebieten oder Neubauten innerstädtisch haben wir das schon als Auflage, zugleich ein Rückhaltesystem zu etablieren", fügt Stadtbaumeister Franz Pamler an. Trotzdem wird das Kanalsystem die Stadt Cham auch in Zukunft viel Aufmerksamkeit - und Geld - kosten. Sanierungen bleiben bei dem bestehenden System natürlich nicht aus. Auch das wird der Generalentwässerungsplan aufdecken. Bis Ende 2018 soll er fertig sein.