Cham

Abschied von Hollywood: Videothek "Megamovie" sperrt Ende März zu


Nach 33 Jahren ist Schluss: Helmut Dietlmeier schließt Ende März seine Videothek "Megamovie".

Nach 33 Jahren ist Schluss: Helmut Dietlmeier schließt Ende März seine Videothek "Megamovie".

Helmut Dietlmeier hat "Terminator" und "Wicki" 33 Jahre lang eine Heimat geboten. In seiner Videothek "Megamovie" tummelten sich die Helden aus Hollywood und Babelsberg. Doch Ende März ist Schluss. Der 56-Jährige sperrt seine Ladentüre an der Rodinger Straße endgültig zu. "Es rentiert sich nicht mehr", stellt er mit Bedauern fest. "Erst waren es die Raubkopien aus Tschechien, die uns das Leben schwergemacht haben. Jetzt ist es das Internet."

Die ersten Filme verleiht er 1983 in Roding

Vor drei Jahrzehnten war es Zufall, dass Dietlmeier in der Video-Branche gelandet ist. Ein riesiger Filmfan war der Rodinger zu dem Zeitpunkt noch nicht. Er hat eine Ausbildung als Schreiner absolviert, Ehefrau Claudia ist Kindergärtnerin. Gemeinsam suchten sie eine Geschäftsidee, um sich selbstständig zu machen. Und Videokassetten waren damals der neuste Schrei. Also eröffnete das Paar in Roding 1983 einen Laden.

Das Geschäft florierte. Es folgte ein Jahr später eine Filiale in Cham. In einem Flachdachbau an der Parkstraße baute Dietlmeier die Regale auf, um gut 2.000 Filme präsentieren zu können. Vhs-Kassetten waren zu dieser Zeit Stand der Technik. Die Chamer nahmen das Angebot dankend an. "Megamovie" wuchs und wuchs. Zu seiner besten Zeit betrieb das Ehepaar 25 Filialen zwischen Wasserburg, Ingolstadt und Amberg.

Zu den besten Zeiten waren es 25 Filialen

Auch in Cham hatte sich Dietlmeier einen größeren Standort gesucht. Im Shop-Center an der Rodinger Straße fand er optimale Bedingungen: eine große Ladenfläche, Parkplätze direkt vor der Haustüre und eine hohe Kundenfrequenz. 1998 zog "Megamovie" nach Cham-Süd. 8.000 Filme warten seitdem in den langen Regalreihen auf Abnehmer. Die kommen allerdings immer spärlicher. "Seit etwa zehn Jahren geht es kontinuierlich bergab", blickt der Unternehmer zurück. 2006 stieß er seine Filialen ab und konzentrierte sich voll und ganz auf den Standort in Janahof. Doch auch da blieben zunehmend die Kunden aus. Die Filmfans hatten die Vietnamesenmärkte in Tschechien entdeckt und deckten sich dort zu Spottpreisen mit Raubkopien ein.

Noch viel deutlicher bekam Dietlmeier allerdings den Siegeszug des Internets zu spüren. Plötzlich konnte jeder halbwegs versierte Computerbesitzer brandaktuelle Kinofilme im Netz herunterladen. "Zwar illegal, aber das scheint vielen egal zu sein", wundert sich der Rodinger über die Sorglosigkeit. Für sie zählt offenbar vor allem der Faktor Zeit. Und da kann Dietlmeier auf legale Weise nicht mithalten. Bei ihm vergehen drei bis sechs Monate nach dem Kinostart, ehe er den begehrten Blockbuster als Leih-DVD kaufen kann.

Das Geschäft war "unser Wohnzimmer"

Mit seinem Problem war Dietlmeier längst nicht alleine. Viele Videothekenbesitzer hatten zunehmend zu knabbern. Aber wie gegenhalten? "Etliche haben es mit einem Onlineangebot versucht. Geklappt hat es bei keinem", weiß der Unternehmer. Der Marktmacht von Amazon und Co. können kleine Ladenbesitzer einfach nichts entgegenhalten. Mittlerweile machen sogar die Anbieter der Leihfilme den Videotheken Konkurrenz. Auch sie haben Download-Plattformen ins Netz gestellt - kassieren aber zeitgleich Dietlmeier und seine Branchenkollegen ab. Denn eine DVD für den Verleih ist nicht für 7,90 Euro zu haben. "Die lizenzierte Ware kostet locker das Fünffache", macht der Ladenbesitzer die Diskrepanz deutlich.

"Der Punkt, dass es sich nicht mehr rentiert, ist schon eine Weile erreicht. Aber man will's nicht glauben", bekennt er. Das Geschäft war für ihn und seine Frau über die Jahre "zu unserem Wohnzimmer geworden". Doch nachdem der Abwärtstrend nicht aufzuhalten war, "macht's jetzt keinen Spaß mehr", zieht Dietlmeier für sich Bilanz. Ende März hat er den Mietvertrag gekündigt, demnächst will er mit dem Abverkauf der Filme beginnen. Alles soll raus. Die 8.000 Filme, die um ihn herum aufgereiht sind, hat er zwar nicht alle gesehen. "Aber viele", lacht Dietlmeier. Sein Faible sind die modernen Klassiker, wie "Starwars", "Terminator" oder "Avatar". Aber auch Heimatkrimis, wie den "Dampfnudelblues", hat er ein paar Mal angesehen. Sein Urteil über die neuen Produktionen Hollywoods fällt zwiespältig aus: "Früher gab es mehr richtig gute Filme. Heute ist die Masse einfach nichtssagend und nur eine Handvoll Filme, die ich mir übers Jahr ansehe, bleiben mir wirklich in Erinnerung." Wie seine Zukunft nach dem Abschied aus der Filmwelt aussieht, weiß das Paar noch nicht. "Erst mal ausspannen", überlegt Dietlmeier. Der Rest wird sich dann finden. Oder wie der Terminator sagt: "I'll be back."