Bayern

Freistaat will mehr Polizisten mit Migrationshintergrund


Einsatzkräfte der Polizei beobachten am 29.03.2016 in München (Bayern) den Stadioneingang der Allianz Arena vor dem Länderspiel Deutschland - Italien. Bayern soll mehr Polizisten mit ausländischen Wurzeln bekommen.

Einsatzkräfte der Polizei beobachten am 29.03.2016 in München (Bayern) den Stadioneingang der Allianz Arena vor dem Länderspiel Deutschland - Italien. Bayern soll mehr Polizisten mit ausländischen Wurzeln bekommen.

Von Monika Müller

Migranten werden in Bayern verstärkt als Polizisten angeworben - mit und ohne deutschen Pass. Innenminister Herrmann erhofft sich dadurch eine höhere Aufklärungsquote und mehr Deeskalation. Die Pannen bei den Ermittlungen zur Terrorgruppe NSU haben die Bemühungen verstärkt.

Bayern wirbt verstärkt um Polizisten mit ausländischen Wurzeln. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass diese einen "direkteren Draht" zu Menschen mit Migrationshintergrund hätten, da sie deren Sprache sprächen und die Mentalität besser kennen würden, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in Nürnberg. "Ich erhoffe mir dadurch auch eine bessere polizeiliche Aufklärungsarbeit und Konfliktlösung." Wie viele der bayerischen Polizisten mit deutschem Pass ausländische Wurzeln haben, wird nicht erfasst. In den vergangenen 23 Jahren wurden außerdem knapp 160 Polizisten ohne deutsche Staatsangehörigkeit eingestellt.

Sie kamen aus 19 verschiedenen Nationen. Die größte Gruppe stellen Beamte mit türkischen Pass (57), gefolgt von Italienern (17) und Kroaten (16). Seit 1993 können auch Ausländer in Ausnahmefällen im Freistaat Polizist werden. Im vergangenen Jahr wurden acht ausländische Polizisten im Freistaat eingestellt, im Jahr 2014 sieben und 2013 sechs. Bei einer Kampagne, mit der die Polizei derzeit um Nachwuchs wirbt (www.mit-sicherheit-anders.de), wird explizit darauf hingewiesen, dass eine Einstellung auch ohne deutschen Pass möglich ist. Auch an Schulen soll noch gezielter darüber informiert werden.

Mehr ausländische Beamte im Vollzugsdienst hatten Politik und Öffentlichkeit verstärkt nach Bekanntwerden der Pannen bei der Fahndung nach der Neonazi-Terrorgruppe NSU gefordert. Es sei unter anderem kritisiert worden, wie wenig "feinfühlig" die Ermittler mit den meist ausländisch-stämmigen Familien der Opfer umgegangen seien, sagte Herrmann. "Es ist ein Ergebnis, dass es nicht schlecht wäre, wenn es mehr ausländische Kollegen gäbe. Aber wir hatten das Thema schon deutlich länger auf der Agenda."

David Zekhariafamil, Polizist am Münchner Hauptbahnhof, berichtete von seiner Arbeit: "Es wirkt meist deeskalierend, wenn mein Gegenüber merkt, dass wir die gleiche Sprache sprechen". Der 36-Jährige hat die deutsche Staatsbürgerschaft und iranische Wurzeln. Nur selten werde er etwa bei Festnahmen von Landsleuten als "Verräter" beschimpft.

Rechte Anfeindungen hätten sie bisher nicht erlebt, sagte etwa der Italiener Fabio Simari (23). "Wenn es Probleme gibt, dann liegt es nicht an meinem Migrationshintergrund." Auch Mesrure Koldemir, Ermittlungsbeamtin in Nürnberg und Tochter türkischer Gastarbeiter sagte, sie habe im Job noch nie Schwierigkeiten aufgrund ihrer Herkunft gehabt oder weil sie eine Frau sei.