Bad Aibling

Helfer vor Ort: Es bleibt bei zehn Todesopfern


Bei einem schweren Zugunglück in der Nähe von Bad Aibling sind am Dienstagmorgen mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Bei einem schweren Zugunglück in der Nähe von Bad Aibling sind am Dienstagmorgen mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Zwei Regionalzüge prallen frontal gegeneinander, zehn Menschen sterben. Wie es zu dem Bahnunglück in Bad Aibling kommen konnte, treibt Experten, aber auch Verletzte und Angehörigen um. Von den Helfern vor Ort hieß es: Es bleibt bei zehn Todesopfern.

Die Ursache des schweren Zugunglücks in Bayern ist weiter unklar. Bisher gebe es keine Hinweise auf einen technischen Fehler oder Fehler bei der Signalbedienung durch einen der Lokführer, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Bad Aibling. Nachdem in den Trümmern des Zuges niemand mehr vermisst wird, geht die Polizei davon aus, dass es bei der bereits am Vortag genannten Zahl von zehn Todesopfern bleibt.

Zwei der sogenannten Blackboxes aus den Zügen seien bereits geborgen worden, die dritte könnte noch am Mittwochnachmittag folgen, erklärte Dobrindt. Ohne eine Analyse der Daten dieser Fahrtenschreiber, die ähnlich wie in Flugzeugen Informationen über das Fahrzeug sammeln, sei eine Klärung des Hergangs schwierig, erläuterte der Minister.

"Es wird niemand mehr vermisst", sagte ein Polizeisprecher am Morgen - zuvor waren die Helfer noch von einer weiteren Leiche in den Trümmern ausgegangen. Auch die verbleibenden Schwerverletzten würden wohl alle überleben, hieß es nun.

Um die Ursache für die verheerende Kollision zweier Regionalzüge der privaten Bayerischen Oberlandbahn auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zu klären, arbeitet nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) inzwischen eine 50-köpfige Sonderkommission an dem Fall.

Zu den bisherigen Ergebnissen wollten die Pressestellen von Polizei und Staatsanwaltschaft unter Verweis auf laufende Ermittlungen keine Stellung nehmen. Ein Polizeisprecher vor Ort sagte jedoch, zwar könne ein Fehler oder Vergehen - etwa des diensthabenden Fahrdienstleiters - nicht ausgeschlossen werden. Doch sei der Fahrdienstleiter bereits unmittelbar nach dem Zusammenstoß der Regionalzüge am Dienstag befragt worden. Daraus ergebe sich noch "kein dringender Tatverdacht", sagte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Bahnchef Rüdiger Grube sagte: "Haben Sie Verständnis, dass ich den Untersuchungsergebnissen nicht vorgreifen möchte."

Die Deutsche Presse-Agentur hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Tragödie im oberbayerischen Landkreis Rosenheim durch menschliches Versagen ausgelöst worden war. Am Mittwoch ermittelten die Beamten auch im Stellwerk von Bad Aibling. Sie werteten zudem alle bislang gefundenen Blackboxen aus. Auch Experten der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes waren an der Unfallstelle.

Die Ermittler stellten zudem die Identität von neun der zehn Opfer fest. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren, wie Thalmeier sagte. Alle stammten aus der Region. Unter ihnen seien auch die zwei Lokführer sowie ein Lehr-Lokführer, der routinemäßig einen der beiden Männer auf seiner Fahrt begleitete. Die Opfer würden noch am Mittwoch in München obduziert, hieß es.

Zunächst war befürchtet worden, dass ein weiterer Mensch gestorben sein könnte. Doch nach dem Abgleich aller Personalien stand fest: "Es wird keine elfte Leiche geben", wie ein Polizeisprecher sagte. Neben den zehn Toten gab es 17 Schwer- und 63 Leichtverletzte. Von letzteren konnten viele das Krankenhaus nach einem kurzen Aufenthalt bereits wieder verlassen.

Es ist das schwerste Bahnunglück in Bayern seit mehr als 40 Jahren. Am Mittwoch traf schweres Gerät, darunter ein Spezialkran, für die Bergung der Zugwracks in Bad Aibling ein. Die Aufräumarbeiten werden durch die gleichen Umstände erschwert wie die Rettung der Opfer: Die Unglücksstelle liegt in einem Waldstück an einer Hangkante, die steil zu einem Kanal abbricht, und ist nur schwer zu erreichen. Die Bergung der Trümmer wird daher wohl mehrere Tage dauern. Wegen des Unglücks hatten sich die Parteien in Bayern entschieden, auf den Politischen Aschermittwoch zu verzichten, bei dem traditionell mit markigen Worten in Bierzeltatmosphäre der politische Gegner ins Visier genommen wird.

Mehr als 300 Menschen erklärten sich nach dem Zugunglück zu Blutspenden bereit. "Nach der überwältigenden Resonanz der Spender, hat sich die Lage bereits nach einem Tag wieder beruhigt", teilte der Blutspendedienst München am Mittwoch auf seiner Homepage mit, der tags zuvor zu Spenden aufgerufen hatte. "Damit können die Verletzten im betroffenen Unglücksgebiet versorgt werden."