München

So war die Anti-Terror-Übung am Hauptbahnhof - Bilder


Von Christoph Elzer

Terror-Anschlag in München: Ein Horrorszenario, an das man gar nicht denken mag, aber muss. Vor allem Polizei und Rettungskräfte, die Dienstagnacht mit 2.000 Beteiligten diesen Ernstfall am Hauptbahnhof durchgespielt haben.

Drei Minuten nach Mitternacht bricht im Hauptbahnhof die Hölle los. Jemand springt in einem Café von seinem Stuhl auf. Krachend fällt ein Tisch um. Menschen schreien erschrocken auf. Der Mann zieht ein Messer und sticht wahllos auf die umstehenden Leute ein.

So fängt sie an, die größte Anti-Terror-Übung von Polizei, Bundespolizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, Katastrophenschutz und Technischem Hilfswerk in München. Insgesamt 2.000 Männer und Frauen üben den koordinierten Einsatz in einer absoluten Extremsituation, die sich von Minute zu Minute steigert.

Eine Explosion in der Arnulfstraße, Schreie und Schüsse am Starnberger Flügelbahnhof, dann wird die Polizei unter Feuer genommen. Später verschanzt sich ein Geiselnehmer mit mehreren Geiseln in einem Zug.

Terror in München - Die Übung ist so realistisch, dass man vergisst, dass es eine Übung ist

Oben an der Arnulfstraße steht ein Doku-Fahrzeug der Polizei. Auf den Monitoren im Inneren des Kastenwagens werden live die Bilder aus dem Zwischengeschoss auf mehrere Monitore übertragen. Aus dem Aufgang Arnulfstraße dringt eine schaurige Geräuschkulisse. Ein durchdringender Alarmton. Dazu die Durchsage: "Achtung. Achtung. Zu Ihrer Sicherheit ist die Räumung des Bahnhofs erforderlich. Verlassen Sie umgehend den Bahnhof durch den nächstgelegenen Ausgang. Nehmen sie Ihr Gepäck mit. Unterstützen Sie hilfsbedürftige Personen."

Menschen rennen um ihr Leben. Die Schreie der Leute: "Helfen sie mir". "Ich bin verletzt". Warum hilft mir denn keiner". Sie verschmelzen mit den Schussgeräuschen und dem Alarm zu einer unglaublich realistisch wirkenden Geräuschkulisse. In dieser Atmosphäre vergessen die Einsatzkräfte innerhalb von Minuten, dass es lediglich eine Übung ist.

0.27 Uhr. Die ersten Verwundeten werden aus dem Gefahrenbereich geschafft. Polizisten schleppen sie die Arnulfstraße runter in Richtung Paul-Heyse-Unterführung. Die Übung scheint bereits Stunden zu laufen. Tatsächlich sind gerade mal 45 Minuten vergangen. Das SEK rückt immer weiter vor. Am Ende sind alle Terroristen ausgeschaltet. Neutralisiert, sagen die Polizisten. Das klingt harmloser als erschossen.

Eine weitere Terror-Übung findet außerhalb von München in Garching-Hochbrück statt

Während am Hauptbahnhof noch der Großeinsatz läuft, geht eine zweite Alarmierung ein. In Garching-Hochbrück hat ein Täter mehrere Geiseln in seine Gewalt gebracht und sich mit ihnen in einem Gebäude verschanzt. Das Haus wird umstellt. Die Einsatzkräfte versuchen, den Mann zur Aufgabe zu überreden. Auch dieser Attentäter wird schließlich überwältigt.

Gegen 1.20 Uhr ist der Spuk vorüber. Auch am Hauptbahnhof kehrt langsam wieder Ruhe ein. Polizisten sichern das Bahnhofsviertel. Im Minutentakt fahren Sankas mit heulenden Sirenen in Richtung Klinik. 100 Verletzte, so sieht es das Übungsszenario vor, müssen versorgt werden. Gegen 2 Uhr morgens geht bei den Einsatzkräften der Puls langsam wieder runter auf Normalniveau. Und etliche dürften froh darüber sein, dass es kein Ernstfall war, was in der Nacht auf Mittwoch im Herzen von München über die Bühne ging.

Der Haupteinsatz findet übrigens abgeschottet von der Öffentlichkeit statt. Auch Journalisten dürfen ihn nicht dokumentieren. Man will verständlicherweise kein taktisches Wissen preisgeben. Erst im Anschluss an die Hauptübung liefert man der Presse und den Zuschauern Impressionen, wie so ein Einsatz ablaufen würde.

Die Bilder von der Terror-Übung in München sehen Sie oben in der Fotostrecke, unten ein Video zu der Übung.