Straubing-Bogen

Stefanie Huber spielt Jagdhorn - Was es damit auf sich hat


Stefanie Huber spielt begeistert Jagdhorn.

Stefanie Huber spielt begeistert Jagdhorn.

Jagdhornblasen gehört vielleicht nicht zu den Hobbys, die man von einer 18-jährigen jungen Frau erwartet. Stefanie Huber aus Laberweinting im Landkreis Straubing-Bogen spielt das Instrument seit fünf Jahren begeistert. Sie erklärt uns, was es dabei mit der Tradition und dem Jagen auf sich hat.

Fünf Töne kann Stefanie Huber blasen. Mehr geht nicht. Die 18-Jährige aus Ödwiesen nahe Laberweinting im Landkreis Straubing-Bogen spielt Jagdhorn. Und das besitzt in der Grundform keine Klappen oder Ventile, wie zum Beispiel eine Trompete. "Dennoch reichen aber die fünf Töne aus, um viele Lieder zu spielen", sagt sie.

Aber zuerst einmal von vorne: Was ist das Jagdhorn eigentlich? Es ist ein Blechblasinstrument und gehört hier zur Familie der Hörner. Seinen Ursprung hat das Instrument, wie der Name schon sagt, beim Jagen (siehe Interview rechts). Es gibt zwei Versionen des Instruments: ein großes, das Parforcehorn und ein kleines, das Fürst-Pless-Horn. Letzteres spielt Stefanie. "Das große Horn sorgt für den Bass, die Begleitung und liefert die Hintergrundmusik. Mit dem Kleineren kann ich Gas geben und spiele eher die Melodie", sagt Stefanie.

Die Bläsergruppe hat ein Problem: Der Nachwuchs fehlt

Stefanie ist seit fünf Jahren Mitglied in der Bläsergruppe in Mallersdorf im Landkreis Straubing-Bogen. Und die haben ein Problem: "Uns fehlt der Nachwuchs. Im Alter bis 30 Jahre sind wir nur zu viert", sagt sie. "Ich bin die Jüngste." Nicht nur der Bläsergruppe in Mallersdorf geht es so, auch den benachbarten und befreundeten Gruppen aus Straubing und Bogen fehlen junge Jagdhornbläser und Jagdhornbläserinnen. Daher der Aufruf von Stefanie: "Jeder, der das Instrument mal gerne ausprobieren möchte und viel und gerne draußen unterwegs ist, soll doch mal zu unseren Treffen vorbeischauen." Immer dienstags ab 19 Uhr trifft sich die Bläsergruppe in der Bahnhofsgaststätte in Laberweinting zum Proben.

Mit 13 Jahren hat Stefanie begonnen, Jagdhornblasen zu lernen. Ganz einfach war es anfangs nicht. "Von ein paar Freunden habe ich schon zu hören bekommen: ‚Was ist denn das?'. Aber ich habe ihnen dann immer gesagt, sie sollen es sich erst mal anhören und sich dann eine Meinung bilden."

Lachen = hohe Töne, Weinen = tiefe Töne

Und diejenigen, die das taten, haben ihre Vorurteile schnell verworfen. Denn da das Jagdhorn ohne Hilfsmittel wie Klappen und Ventile auskommt, liegt es am Spieler selbst, wie gut er die Töne aus dem Instrument locken kann. Das passiert mit den Lippen und dem Mund. "Wenn ich zum Beispiel die Mundwinkel wie beim Lachen nach oben ziehe, kommen hohe Töne heraus. Wenn ich die Mundwinkel wie beim Weinen nach unten ziehe, tiefe Töne", erklärt Stefanie. Jeder Zungenschlag bestimmt zudem die einzelnen Töne.

Den Bezug zur Jagd hat Stefanie von ihrem Vater: "Er hat mich oft mit auf die Jagd genommen. Und bald möchte ich auch den Jagdschein machen." Nur wer diesen besitzt, darf selbst auf die Jagd gehen.

Im Moment macht Stefanie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. Sie ist im zweiten Lehrjahr, nach dem Abschluss der Ausbildung soll es an den Jagdschein gehen. Eines ist ihr dabei wichtig: "Ich möchte mit dem Vorurteil aufräumen, dass Jäger einfach nur Tiere töten. Denn das stimmt nicht", sagt sie. "Die Jäger sorgen dafür, dass der Wald erhalten bleibt." Sie machen das auch nicht aus Profit, sondern haben eine feste Quote für jedes Tier. Mehr als diese Anzahl darf nicht geschossen werden. Ansonsten drohen empfindliche Strafen. "Hätten wir keine Jäger, gäbe es zu viele Tiere. Und die wiederum würden den Wald kaputt machen", erklärt Stefanie.

Bei der Jagd hat die Bläsergruppe Mallersdorf vorwiegend ihre Auftritte. "Wir begleiten dort die Jäger", sagt Stefanie. "Aber auch bei Festen oder Märkten in der Umgebung treten wir auf." Und da zeigt sich, was mit den fünf Tönen des Jagdhorns möglich ist.

Musik mit Tradition: Vier Fragen an Stefanie zum Jagdhornblasen

Was hat es mit der Tradition des Jagdhornblasens auf sich?

Stefanie Huber: Das Jagdhornblasen kommt, wie der Name schon sagt, von der Jagd. Es wurde früher bei einer Treibjagd zur Verständigung genutzt - ähnlich wie ein Alphorn. Heute steht meist die Musik im Vordergrund.

Was genau ist denn eine Treibjagd?

Bei einer Treibjagd sind mehrere Jäger mit Hunden nebeneinander oder auch in einem Kreis unterwegs. Sie treiben so das Wild aus ihren Zufluchtsorten. Oft wird zum Beispiel eine Treibjagd auf Hasen gemacht. Mit dem Jagdhorn haben sich die Jäger so gegenseitig verständigt, wenn beispielsweise die Jagd zu Ende ist.

Was fasziniert dich am Jagdhornblasen?

Das Instrument ist anspruchsvoll zu spielen. Es ist anstrengender, da man nur mit seinem Mund und ohne Hilfe von Klappen oder Ventilen die Töne treffen muss. Es ist auch eine gute Abwechslung zur Trompete, die ich ebenfalls spiele.

Warum sollte jemand Jagdhornblasen lernen?

Wer Spaß an der Gemeinschaft hat und ein neues Instrument lernen möchte, der ist beim Jagdhorn genau richtig. Es ist auch ein guter Einstieg in die Welt der Blasinstumente, da man hier lernt, wie man die verschiedenen Töne mit seinem Mund spielen kann. Und natürlich ist auch die Tradition des ganzen spannend. Auch wer viel in der Natur unterwegs ist, hat Spaß daran.

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Stefanies Jagdhorn ist aufgemotzt. Die Klappen in der Mitte gehören nicht zur Grundausstattung des Jagdhorns. Mit ihnen kann Stefanie mehr als nur fünf Töne spielen. Aber sie kann genausogut auch darauf verzichten.

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In dieser Haltung wird das Jagdhorn gespielt.

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Stefanie (Mitte) mit der Bläsergruppe Mallersdorf bei einem Auftritt. Die Gruppe ist auf der Suche nach Nachwuchs. Denn Stefanie ist eine der wenigen jungen Musikerinnen.