Klimakiller oder Wirtschaftshelfer?

Was für und was gegen den Winterurlaub spricht


Rund 4,2 Millionen Deutsche rasten in der Saison 2011/2012 über die Pisten. Aber ist Skifahren eigentlich schädlich für die Umwelt und wie kann man Schäden verhindern? (Foto: dpa)

Rund 4,2 Millionen Deutsche rasten in der Saison 2011/2012 über die Pisten. Aber ist Skifahren eigentlich schädlich für die Umwelt und wie kann man Schäden verhindern? (Foto: dpa)

Von Redaktion idowa

Berlin. (dpa) Schneebedeckte Hänge, Ski oder Snowboard unter den Füßen und - ob man es nun zugeben mag oder nicht - peinliche Après-Ski-Hits am Ende des Tages: Letztlich kommt die richtige Winterstimmung für viele doch nur so auf. Aber so gerne man sich nach einem Tag voller rasanter Abfahrten singend als Anton aus Tirol ausgibt - nicht wenige Urlauber plagt auch das schlechte Gewissen. Ist der Winterurlaub in Zeiten schmelzender Polkappen noch vertretbar? Hier kommen ein paar Entscheidungshilfen.

Kontra: Kaputte Umwelt, lädierte Knie, leere Konten


Lärm & Dreck: Für ökologische Nachhaltigkeit ist der Skisport eher nicht bekannt. Vor allem die Erschließung und Erhaltung der Pisten und Lifte belastet die Natur. Allein in Österreich sind das 3950 Liftanlagen und 13202 Pistenkilometer, die geebnet werden müssen. Folge: Der Boden wird zum Teil zerstört und verdichtet - und rutscht bei starkem Regen leichter ab. Manche Tier- und Pflanzenarten verschwinden einfach. Schneekanonen lärmen und lassen den Wasser- und Energieverbrauch enorm steigen. Wer abseits der Pisten rumkurvt, zerstört sogar noch mehr Vegetation. An Liften, Restaurants und Parkplätzen sammelt sich Müll. Verheerend ist das besonders bei Gletschern, die auch als Trinkwasserreservoirs dienen. Und nicht zu vergessen: Die meisten Urlauber reisen mit dem Auto an. So schlängeln sich endlose Autolawinen durch die Berge. Abgase inklusive.

Autsch: Laut der Stiftung Sicherheit im Skisport haben sich zwischen 40000 und 42000 der deutschen Skifahrer in der Saison 2011/2012 verletzt. Die Behandlungen kosten Geld. Und oft dauert es eine Weile, bis alles verheilt ist.

Das liebe Geld: Skiurlaube sind teuer, besonders in der Hochsaison. Im Oktober 2009 zahlten zwei Leute für eine Woche Urlaub in einem Drei-Sterne-Hotel in Österreich im Durchschnitt zusammen 1109 Euro. Möchte man in der Schweiz residieren, wird es noch 170 Euro teurer. Bei diesen Preisen sind Halbpension und Skipässe zwar dabei, allerdings müssen die meisten Touristen auch für ihre Anfahrt und die Skiausrüstung Geld hinlegen. Die günstigste Variante ist der Urlaub in einer deutschen Ferienwohnung, mit etwa 824 Euro für zwei.

Pro: Öko-Touris, Sicherheits- Snowboarder, Almöhi-Glück

Umweltengel auf Skiern: Die Zahl der umweltbewussten Skiurlauber wächst. Mit dem Wissen um die Schäden steigt die Nachfrage nach "besserem" Wintersport. Damit erhöht sich der Druck auf die Veranstalter und Gemeinden, den Wintertourismus nachhaltiger zu gestalten. So gibt es beispielsweise das Projekt "Auditing in Skigebieten", das unter anderem der Internationale Skiverband (FIS) fördert. Ziel: ökologische Schwachstellen von Skigebieten sollen analysiert werden, und es soll Tipps zur Verbesserung des Umweltmanagements geben. Weiteres Beispiel: Im Netzwerk "Alpine Pearls" haben sich 28 Urlaubsorte in den Alpen zusammengeschlossen und garantieren umweltverträgliche, klimaschonende Ferien. Man erreicht die Orte in der Regel gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln und kann im Ort mit Elektroautos, -fahrrädern oder Segways fahren. Manche Hotels berechnen sogar den kompletten Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und kompensieren diesen mit Öko-Projekten.

Relatives Risiko: 40000 Verletzte bei Skiunfällen - das mag erschreckend klingen. Doch so hoch ist das Risiko auch wieder nicht. Denn insgesamt rasten in dem Zeitraum 4,2 Millionen Deutsche über die Pisten. Verletzt hat sich also etwa einer von hundert. Seit der Saison 1979/1980 sinkt die Zahl der Verletzten stetig. Zudem müssen immer weniger Skisportler stationär in der Klinik behandelt werden - auch ein Zeichen dafür, dass die Verletzungen leichter sind.

Wirtschaftsfaktor Touri: Ja, der ganze Spaß ist teuer. Aber in vielen Bergregionen leben die Menschen vom Wintertourismus. Wer in einer kleinen Pension unterkommt, kann sich schon ein wenig rühmen, einem kleinen Familienunternehmen Einnahmen zu bescheren. Setzt man noch dazu auf ökologische Nachhaltigkeit, reist mit der Bahn an und hält sich immer an die Pisten, dann unterstützt man den langsamen Wandel hin zu einem umweltfreundlicheren Skisport. Und das wären doch gar nicht mal so schlechte Aussichten.

Rund 4,2 Millionen Deutsche rasten in der Saison 2011/2012 über die Pisten. Aber ist Skifahren eigentlich schädlich für die Umwelt und wie kann man Schäden verhindern? (Foto: dpa)

Rund 4,2 Millionen Deutsche rasten in der Saison 2011/2012 über die Pisten. Aber ist Skifahren eigentlich schädlich für die Umwelt und wie kann man Schäden verhindern? (Foto: dpa)