Deggendorf

Joggerin von Flüchtlingen belästigt - Polizei spricht von "Einzelfall"


Die Mettener Traglufthalle für Flüchtlinge bekam dieser Tage Besuch von der Polizei. Derzeit leben dort 107 meist männliche afghanische Flüchtlinge.

Die Mettener Traglufthalle für Flüchtlinge bekam dieser Tage Besuch von der Polizei. Derzeit leben dort 107 meist männliche afghanische Flüchtlinge.

Bei Metten wurde am Samstag eine Joggerin von mehreren Flüchtlingen belästigt. Die Polizei will den Vorfall allerdings nicht überbewerten und spricht von einem Einzelfall.

Auf Hochtouren laufen die polizeilichen Ermittlungen wegen eines Vorfalls, der sich am Samstagvormittag auf der Alten Mettener Straße zwischen Metten und Deggendorf ereignete. Eine Gruppe von Flüchtlingen hielt dabei eine Joggerin auf und belästigte sie. Die Polizei spricht indessen von einem Einzelfall und ruft dazu auf, besonders nach den Vorkommnissen von Köln nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren. Am Mittwoch führte der Donau-Anzeiger in dieser Sache ein aktuelles Redaktionsgespräch mit polizeilichen Verantwortlichen.

Es war um 9 Uhr vormittags, als die Deggendorferin gerade von der Donaustadt in Richtung Metten joggte. Beim Ortseingang des Klosterortes kam ihr eine Gruppe von sechs bis acht jungen Männern entgegen. Diese wechselten sofort auf ihre Straßenseite und versperrten ihr den Weg. Einer der Männer mit arabischem Aussehen fragte auf Englisch: "Would you come with me ?", also "Willst du mit mir kommen ?" Die Frau bekam es mit der Angst zu tun, schrie laut und konnte unbehindert davonlaufen.

Zwischen Bäumen versteckt

Die mutmaßlichen Flüchtlinge waren offenbar durch einen schwarzen Audi A 8 abgelenkt, der gerade des Weges kam, an der Gruppe vorbei wollte und ebenfalls anhalten musste. Die Frau lief, so schnell sie konnte, in den nahegelegenen Wald, wo sie sich einige Minuten versteckt hielt. "Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn nicht der Audi dahergekommen wäre", so Hauptkommissar Elmar Kastl, Leiter der Ermittlungsgruppe. Etwa dreieinhalb Stunden später rief die noch immer völlig aufgelöste und fassungslose Frau bei der Polizei an. Die Vernehmung erfolgte am Dienstag. Die Frau hält der Hauptkommissar für "absolut vertrauenswürdig". Die Frau habe offenbar große Angst gehabt, dass ihr die jungen Männer mit arabischem Aussehen etwas antun könnten. Die Männer waren nach Angaben der Deggendorferin allesamt maximal 25 Jahre alt. Ihre Gesichter waren in Schals gehüllt, so dass sie nicht deutlich zu erkennen waren. Dies habe jedoch laut Polizei auch als Schutz vor der Kälte - zu dem Zeitpunkt hatte es Minusgrade - geschehen können.

107 Afghanen in Metten

Die Polizei zweifelt nicht daran, dass es sich bei den jungen Leuten um Asylbewerber handelt. In der erst vor kurzem aufgestellten Traglufthalle neben dem Mettener Freibad leben derzeit 107 Afghanen, vor allem Männer. In Hengersberg sind derzeit 232 Syrer untergebracht, ebenfalls in erster Linie Männer. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung laufen derzeit noch - vor allem wird nach dem Fahrer des schwarzen A 8 gesucht, den man als Zeugen benötigt. Auch in der Mettener Flüchtlingsunterkunft waren die Beamten bereits. Polizeichef Stephan Seiler ruft dazu auf, den Vorfall nicht zu überbewerten: "Seit einem Jahr hatten wir hier 60.000 Flüchtlinge im Durchlauf, und das war das erste Mal, dass so etwas passiert ist." Überhaupt stellt der Polizeioberrat den hier lebenden Flüchtlingen ein gutes Zeugnis aus: So sei im November und Dezember keine einzige Straftat von Flüchtlingen im öffentlichen Bereich registriert worden. Bei den Flüchtlingen gebe es nicht mehr oder weniger schwarze Schafe wie bei der einheimischen Bevölkerung. Er sieht keinen Grund dafür, sich aufgrund dieses Vorfalls in seiner persönlichen Lebensgestaltung einzuschränken.

Zustände wie in Köln will Seiler auf keinen Fall: "Wir wollen agieren und nicht reagieren. Ich hoffe nicht, dass es hier so weit kommt wie in Nordrhein-Westfalen."

Ermittlungsgruppenleiter Kastl ergänzt mit Blick auf den unschönen Vorfall: "Wir haben das in Zukunft auf dem Radar." Durch uniformierte und zivile Streifen wolle man bestmögliche Präventionsarbeit leisten. Seiler und Kastl rufen alle Frauen, die auf diese Weise in Bedrängnis kommen könnten, dazu auf, sich danach sofort bei der Polizei zu melden. Dann könne eine Fahndung erfolgreich verlaufen. Auch ein unbemerkt aufgenommenes Handyfoto von den Tätern könne helfen.

"Wir haben die Lage im Griff", meint Polizeichef Stephan Seiler (M.), hier mit Ermittlungsgruppenleiter Elmar Kastl (r.) und Hauptkommissar Andreas Fuchs, Leiter der Arbeitsgruppe Erstaufnahmeeinrichtung.

"Wir haben die Lage im Griff", meint Polizeichef Stephan Seiler (M.), hier mit Ermittlungsgruppenleiter Elmar Kastl (r.) und Hauptkommissar Andreas Fuchs, Leiter der Arbeitsgruppe Erstaufnahmeeinrichtung.